3. November 2025
03.November 2025
Es gibt Verlage, die kein Stylesheet haben mit der vermeintlichen Begründung, Autoren würden es ohnehin nicht berücksichtigen. Zugegeben: Als ich für einen kleinen Reiseführer zwei dicke Regelwerke erhielt, eins mit Richtlinien für Lektoren und ein eigenes für Autoren, verging mir sofort die Lust weiterzumachen. Sich hier stundenlang einzuarbeiten, mag keiner. Daher sollten die Richtlinien für Schreibweisen nicht zu umfangreich, übersichtlich und für alle Beteiligten identisch sein.
Autoren stehen am Anfang des Workflows. Halten sie sich an die Vorgaben, haben es Lektoren und Übersetzer später viel leichter. Ein Beispiel: Für einen Sammelband reichen 12 Autoren ihre Beiträge ein. Haben sie kein Stylesheet erhalten oder es ignoriert, dann muss der Lektor mit deutlich mehr Aufwand als nötig vereinheitlichen, wie was geschrieben werden soll. Denn 12 Autoren finden durchaus 12 Varianten, um Zahlen im Text unterzubringen.
Hier finden sich zum einen die formalen Vorgaben, wie der Text in einer Word-Datei aussehen sollte. Das betrifft zum Beispiel die Formatierung (Schriftgröße, Schrifttype, Zeilenabstand) oder die Platzierung von Bildunterschriften. Wichtig ist der Hinweis, nicht von Hand zu formatieren: Die Überschrift und Zwischenüberschriften können zwar fett sein, aber alles andere gestaltet später der Grafikdesigner. Daher bitte manuelle Zeilenumbrüche und Ähnliches vermeiden.
Zum anderen steht in einem Stylesheet, an welche Schreibweisen sich der Autor halten soll, sofern eine Wahlmöglichkeit besteht: konservative oder progressive Rechtschreibung, welche Wörter in Anführungszeichen stehen, welche kursiv sein sollen, wann ein Bindestrich vorkommen darf und anderes. Außerdem müssen Abkürzungen, Bildunterschriften, Literaturangaben, Zitierweisen oder wie erwähnt Zahlen eine einheitliche Form erhalten. Das alles sind auch hilfreiche Informationen für Lektorat und Korrektur.
Wenn ein Autor sich an die Richtlinien für Schreibweisen hält und seinen Text sorgfältig vorbereitet, dann benötigt der beauftragte Lektor deutlich weniger Zeit für die Bearbeitung. Es wird also günstiger für seinen Kunden. Das sind bei mir Verlage, Museen, Autoren und vor allem Studierende und Doktoranden. Letztere erhalten zwar von der Uni ein Stylesheet für Seminar- und Abschlussarbeiten, doch darin stehen vorwiegend formale Vorgaben. Gut wäre es, wenn Studierende und Doktoranden ihre Systematik, wie sie was geschrieben und ausgezeichnet haben, zusätzlich für den Lektor notierten. Dann sieht dieser sofort, wo eine Abweichung vorliegt.
Für interessierte Kunden halte ich ein gutes Stylesheet als Entwurf bereit. Hier kann jeder selbst seine Wünsche individuell abwandeln und festhalten. Gerne biete ich zudem an, anhand der bisherigen Handhabung in Texten neue Richtlinien für Schreibweisen zu erstellen. Dafür sehe ich mir bestehende Texte in Publikationen oder die Website von Kunden an.
Vielleicht gelingt es mir eines Tages, auch Agenturen und Unternehmen von einem Stylesheet für ihre Texter zu überzeugen: für Newsletter, Webseitentexte, Broschüren, Mitarbeiter- und Kundenzeitschriften, Jahresberichte, Verkaufskataloge und mehr.