Die Wortwiederholung oder „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“ Die Wortwiederholung oder „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“

2. Mai 2025

Die Wortwiederholung oder „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“

Die erste Wortwiederholung, mit der ich es zu tun hatte, war „somit“. Sie kam flächendeckend in einer BWL-Diplomarbeit vor und ihre Auflösung war wirklich schwierig. Eigentlich ist die Wortwiederholung (Repetitio) ein rhetorisches Stilmittel. In einer Rede, also in gesprochener Sprache, ist es wichtig, sich die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu sichern. Daher dienen wiederholte Wörter dazu, eine betonende Wirkung zu erzielen und Akzente zu setzen. In der geschriebenen Sprache ist das nicht anders.

02.Mai 2025

Die Wortwiederholung oder „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“

Die erste Wortwiederholung, mit der ich es zu tun hatte, war „somit“. Sie kam flächendeckend in einer BWL-Diplomarbeit vor und ihre Auflösung war wirklich schwierig. Eigentlich ist die Wortwiederholung (Repetitio) ein rhetorisches Stilmittel. In einer Rede, also in gesprochener Sprache, ist es wichtig, sich die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu sichern. Daher dienen wiederholte Wörter dazu, eine betonende Wirkung zu erzielen und Akzente zu setzen. In der geschriebenen Sprache ist das nicht anders.

Die Anapher und ihre Freunde

Ein Klassiker der Wortwiederholung als rhetorisches Stilmittel ist die Anapher, also eine Wiederholung zu Beginn eines Satzes oder Teilsatzes: „Sie kam, sie sah, sie siegte.“ Oder: „Kurze Frage, kurze Antwort.“ Weitere Stilmittel sind Anadiplose, Diaphora, Epanalepse, Epipher, Geminatio, Kyklos, Polyptoton, Symploke und – puh! – noch mehr.

Unerwünschte Wortwiederholungen

Im Lektorat geht es hauptsächlich um eine andere Art der Wortwiederholung. Sie kommt ohne Absicht in einem Text vor. Kein noch so sorgfältiger Autor kann sie vermeiden, denn er liest seinen Text zu häufig, um sie zu bemerken. Bei diesen unabsichtlichen Wiederholungen kommt ein Wort zwei Mal in ein und demselben Satz vor oder in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen. Hier liegt jedoch keine betonende Wirkung vor, sondern eine für den Leser ermüdende. Zurzeit scheinen unangefochten „auch“ und „durch“ die Hitliste anzuführen. Jeder Autor hat da seine eigenen Vorlieben.

Synonyme helfen, aber nicht immer

Als Lektorin ersetze ich diese Wortwiederholungen durch Synonyme. Oft gelingt es, ein Wort von beiden zu entfernen, sofern es ein Füllwort ist. Das ist die behutsamste Art der stilistischen Bearbeitung eines Texts. Manchmal ist es schwierig zu entscheiden, welches Wort von zweien ersetzt werden soll. Auch die Wahl des Synonyms ist nicht immer einfach. Immerhin kommt ein Wort gerne häufiger als zwei Mal auf einer Seite vor. Da können einem je nach Wort schon mal die Synonyme ausgehen, denn diese dürfen sich ebenfalls nicht wiederholen. In anderen Fällen empfiehlt es sich, einen Satz umzuformulieren. Dann erfolgt eine Anmerkung von mir mit einem Vorschlag für den Autor, damit dieser entscheidet.

Ausnahme von der Regel: juristische Texte

Gesetzestexte oder Fachbeiträge beispielsweise stellen eine Ausnahme dar. Wortwiederholungen sind für sie nicht nur erlaubt, sondern dürfen von keinem Lektor der Welt verändert werden. Warum? Juristische Texte von Rechtsanwälten, Staatsanwälten und Richtern dürfen so wenig wie möglich einen Anlass zur Interpretation bieten, alle Bezüge müssen eindeutig sein. Um Missverständnisse zu vermeiden, wiederholen Juristen Wörter. Ein schöner sprachlicher Stil steht hier nicht im Vordergrund.

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