Das Lektorat fragt ChatGPT
Was antwortet denn ChatGPT auf die Frage, ob es das Lektorat ersetzen wird? Hier die Antwort des Programms:
„ChatGPT und ähnliche KI-Modelle haben das Potenzial, in vielen Bereichen, einschließlich Lektorat, eine nützliche Rolle zu spielen. Allerdings wird es wahrscheinlich nicht das menschliche Lektorat vollständig ersetzen, sondern eher ergänzen.
Vorteile von ChatGPT im Lektoratsprozess:
- Effizienz: ChatGPT kann große Mengen an Text in kürzester Zeit analysieren. Das könnte Lektorinnen und Lektoren helfen, ihre Arbeit schneller zu erledigen.
- Konsistenz: KI ist in der Lage, konsistente stilistische Entscheidungen zu treffen und auf einheitliche Grammatik und Rechtschreibung zu achten.
- Vorschläge und Anregungen: ChatGPT kann alternative Formulierungen und stilistische Vorschläge bieten, die bei der Verbesserung des Textes hilfreich sein könnten.
- Grundlegende Fehlererkennung: ChatGPT kann offensichtliche Rechtschreib- und Grammatikfehler erkennen und darauf hinweisen.
- Verfügbarkeit: KI ist rund um die Uhr verfügbar und kann sofort auf Anfragen reagieren.
Dennoch gibt es auch einige wichtige Punkte zu beachten:
- Feinabstimmung und Kontext: KI kann den Kontext eines Textes nicht immer so gut verstehen wie ein menschlicher Lektor. Ein tieferes Verständnis für den Inhalt und die Intention eines Textes erfordert menschliche Einsicht.
- Nuancen und Stil: Feine stilistische Nuancen, kulturelle Besonderheiten und spezifische Schreibstile können von einer KI möglicherweise nicht so präzise erfasst werden wie von einem erfahrenen Lektor.
- Kreativität und Subjektivität: Kreativität, emotionale Tiefe und subjektive Bewertungen in Texten sind menschliche Eigenschaften, die [mit] KI schwer nachzubilden sind.
- Fachspezifisches Wissen: In bestimmten Bereichen ist Fachwissen erforderlich, um technische Inhalte oder spezialisierte Texte angemessen zu bearbeiten. Hier kann menschliches Fachwissen nicht leicht durch KI ersetzt werden.
Insgesamt wird die Zukunft wahrscheinlich eine Mischung aus menschlichem Lektorat und KI-gestützten Tools im Textbearbeitungsprozess sein. KI kann Lektoren und Autorinnen helfen, effizienter zu arbeiten, aber die menschliche Perspektive, das Urteilsvermögen und die kreativen Fähigkeiten werden wahrscheinlich weiterhin unverzichtbar bleiben.“
Good News: ChatGPT möchte Lektoren nicht ersetzen
Wenn ich künftig Texte zu Bearbeitung erhielte, die bereits so gut vorbereitet sind wie diese Antwort, habe ich absolut nichts dagegen. Sie ist auch insofern aufschlussreich, als dass ChatGPT versäumt, darauf hinzuweisen, dass Lektoren die Interpunktion und die Zeitformen prüfen. Ein einheitliches Gendern beherrscht ChatGPT nicht und hat sich entgegen der allgemeinen sprachlichen Tendenz für das „e“ beim Genitiv („eines Textes“) entschieden. Nicht zuletzt fehlt eine Präposition („mit“). Und da meine Arbeit überwiegend mit den Punkten 6 bis 9 zu tun hat: alles gut!
Einsatz von KI in der Wissenschaft
Neue Gesetze auf internationaler Ebene wären wichtig, um den legalen Einsatz von KI umfassend zu regeln. Vielleicht sehen Doktoranden und wissenschaftliche Autoren nun in ChatGPT eine günstigere Alternative zum Ghostwriting von Agenturen? Oder arbeiten deren Ghostwriter nun mithilfe von KI? Die seriöse Wissenschaft wird sicher sinnvolle Wege gehen, um KI für Forschungszwecke zu nutzen. Für alle Studierenden: Ein nicht gekennzeichneter Einsatz von KI zum Beispiel für eine Bachelorarbeit gilt als Täuschung. Besser immer mit der Uni klären, inwiefern KI zur Unterstützung herangezogen werden darf!
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