1. Oktober 2024

It makes sense: Anglizismen in der deutschen Sprache

Kein Mensch kommt ohne sie aus: Wörter und Wendungen, die aus der englischen Sprache in die deutsche eingewandert sind. „Laptop“, „joggen“, „Recycling“, „Make-up“, „Feedback“ oder „Interview“ sind nur wenige Beispiele. Für viele Anglizismen gibt es in der deutschen Sprache ohnehin keine Entsprechung. Auch ich verwende sie gerne, weil viele lockerer wirken als eine deutsche Entsprechung oder Umschreibung.

01.Oktober 2024

It makes sense: Anglizismen in der deutschen Sprache

Kein Mensch kommt ohne sie aus: Wörter und Wendungen, die aus der englischen Sprache in die deutsche eingewandert sind. „Laptop“, „joggen“, „Recycling“, „Make-up“, „Feedback“ oder „Interview“ sind nur wenige Beispiele. Für viele Anglizismen gibt es in der deutschen Sprache ohnehin keine Entsprechung. Auch ich verwende sie gerne, weil viele lockerer wirken als eine deutsche Entsprechung oder Umschreibung.

Anglizismen gehören zur deutschen Sprache

Sprachwissenschaftler bezeichnen englische Wörter im deutschen Sprachgebrauch als „Anglizismen“, sofern sie aus Großbritannien stammen, bzw. als „Amerikanismen“, wenn sie aus den USA kommen. Beide sind aus dem Deutschen nicht mehr wegzudenken. Doch welche Wörter zählen als Anglizismen? Darauf gibt es unterschiedliche Antworten. Legte man eine englische Schreibweise zugrunde, entfiele zum Beispiel „Streik“ (strike). Sollte das Wort englisch ausgesprochen werden, gehörte „Sport“ (sports) auch nicht dazu. Es könnten ferner fachsprachliche Begriffe hinzugezählt werden. Daher variieren Angaben zu ihrer Anzahl in den jeweiligen Wörterbüchern. Im Duden stehen insgesamt knapp 150.000 Wörter, davon sind über 3.000 Anglizismen (Stand: 2023).

English as a Global Player

Viele Menschen empfinden die Verwendung englischer Wörter als inflationär und lehnen sie daher ab. Statt „Fashion“ darf es für sie „Mode“ sein. So ist es zu einer Polarisierung gekommen: Die Vertreter des einen Lagers befürchten eine negative Auswirkung auf die deutsche Sprache und sogar deren Verdrängung. Das andere Lager findet die Verwendung von Anglizismen völlig normal und sieht sogar eine Bereicherung in ihnen. Schließlich ist Englisch die einzige Sprache für Politik, Technik, Wissenschaft und Wirtschaft auf internationalem Parkett. Wie sollten sich da Einflüsse von außen vermeiden lassen?

Kein Fortschritt ohne Wandel

Die Unterschiede im Sprachgebrauch beginnen bereits bei den Generationen. Daher achten beispielsweise Verlage unter anderem darauf, für die Übersetzung von Romanen einen Übersetzer zu wählen, der ein ähnliches Alter hat wie der Autor. Oder Senioren beschweren sich über ein lockeres „Hi“ jugendlicher Nachbarn als Gruß im Hausflur, weil sie „Guten Tag“ erwarten. Auch die Pandemie hat neue englische Wörter etabliert, denn „Homeschooling“ gab es zuvor nicht. Zum Trost für Kritiker: Geht man von den zuvor genannten Zahlen aus, machen Anglizismen nur 2 Prozent aller Wörter im Rechtschreibduden aus. Von einer sprachlichen Inflation kann also keine Rede sein.

Große Vielfalt englischer Wörter im Deutschen

Bei einer direkten Übernahme werden Wörter im Deutschen genauso verwendet wie im Englischen, zum Beispiel „E-Mail“, „Jeans“, „Jazz“. Hier hat keine Verdrängung stattgefunden, denn es gibt hierfür keine deutschen Wörter.

Anders verhält es sich mit inneren Entlehnungen: Englische Wörter werden exakt ins Deutsche übertragen, zum Beispiel „Gehirnwäsche“ (brain washing), „Auszeit“ (time out), „Gipfelkonferenz“ (summit conference). Bekannter sind meistens Wendungen wie „es macht Sinn“ (it makes sense) oder „nicht wirklich“ (not really). Besser wäre es hier, „es ergibt Sinn“ und „nicht unbedingt“ zu verwenden.

Bei Lehnübertragungen hingegen wird ein englisches Wort nicht wörtlich übersetzt, sondern freier, zum Beispiel „Wolkenkratzer“ (skyscraper), „Gleitzeit“ (flexy time), „Urknall“ (big bang).

Unter Scheinentlehnungen versteht man Wörter, die zwar englisch klingen, aber in der englischen Sprache gar nicht vorkommen, zum Beispiel „Handy“, „Showmaster“ oder „Homeoffice“.

Eine neue Heimat im Duden

Der Duden nimmt Anglizismen durchaus großzügig auf. Hier bei Bedarf nachzuschlagen ist eine gute Idee, denn es ist notwendig, sie „einzudeutschen“. So benötigen sie für ihre Verwendung im Deutschen beispielsweise einen Artikel, den sie nicht mitbringen („das Meeting“), oder einen neuen Plural („Ladys“). Auch Steigerungen („am coolsten“) stehen hier, korrekte Genitivformen („des Know-how[s]“) oder die Konjugation von Verben („ich facetime“, „du facetimest“, „er/sie/es facetimet“ etc.).

Fachsprachliche Anglizismen – nichts für schwache Nerven

Für die Arbeit in meinem Lektorat wird es besonders spannend, wenn englische Fachbegriffe nicht im Duden stehen. Schreiben sich dann beispielsweise Wortverbindungen mit „Management“ mit Bindestrich oder in einem Wort? Wie umgehen mit deutsch-englischen Wortkombinationen? Jetzt ist es wichtig zu wissen, wie eine korrekte und einheitliche Schreibung etabliert werden kann. In diesen Fällen berate ich meine Kunden gerne und sorge für eine zuverlässige und konsequente Handhabung im gesamten Text.

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